Haben wir es je gelernt? So dass wir es überhaupt verlernen konnten oder haben wir einfach wirklich keine Ahnung. Sind wir darüber so unbewusst? Seit Beginn unseres Lebens in dieser Gesellschafts-Kultur sind wir ihr ausgesetzt: Der (imperialen) Lebensweise. Einzeln, in Familie, in Gruppen, im Kollektiv als Gesellschaft. 

Ich fahre auf meinem nach Hause Weg jedes Mal an einer großen klirrenden Baustelle vorbei. Dort arbeitet eine Baufirma daran, eine Autobahn durch ein Naturschutzgebiet zu bauen. Wie ist das möglich, heutzutage… wo sogar der Politik klar ist, dass Naturschutz (Klimawandel) oberste Priorität hat? 

Manche sagen, es sind „alte“ Verträge. Andere sagen, es sei eine gute Idee, denn so entlaste man die Innenstadt von Halle (ich finde es absurd, denn mehr Autobahn bedeutet schlichtweg mehr Autos…). Wieder andere finden wichtig, dass man dann schneller ist – kürzere Arbeitswege hat.  Alles auf Kosten der Natur? Was nichts anderes bedeutet als auf Kosten Anderer – nämlich uns Menschen? Die Dorfbewohner haben die nächsten 6 Jahre mit dem Lärm und Schmutz der Baustelle zu tun. Busse fallen ohne Vorankündigung aus, werden umgeleitet. Natur wird nachhaltig zerstört. Wildtiere sterben und werden vertrieben, wichtige Naturfauna verschwindet, Gebiete die schon trocken sind werden noch trockener, Bodenerosionen werden verstärkt, Luft verschmutzt. Alles im Namen von Schneller, Weiter, Mehr vom Alten wie bisher. 

Eine Autobahn „muss“ dringend durch ein NaturSCHUTZgebiet(!?) gebaut werden. Damit eine Stadt „entlastet“ wird, belastet man die Umwelt. Das ist eine der fragwürdigen Ideen der Gegenwart.

Hier ein persönlicher Brief einer der Anwohner*innen vom Gimritz (einer der Dörfer bei Halle, welches wenige Meter von der Autobahn entfernt liegt) verdeutlicht die Lage:


Sehr geehrte Damen und Herren,

Bitte berichten Sie über die Situation zum Neubau der A 143. Hier werden für ein sich immer weiter verzögerndes Bauprojekt Millionen an Steuergeldern verbrannt. Ohne dass eine Fertigstellung(aktuell für Ende 2028 geschätzt) absehbar ist, wird den Menschen in der Region erheblicher wirtschaftlichere und gesundheitlicher Schaden zugefügt, und mit dem Zerschneiden der Porphyrlandschaft ein wertvolles Naturschutzgebiet mit einem seltenen Tier- und Pflanzenbestand zerstört. Was jedoch nur die Menschen vor Ort durch eigene Beobachtungen und die Bürgersprechstunden der Autbahngesellschaft deges bestätigen, dass die deges sich immer wieder in Widersprüche verstrickt, Sachfragen teils nicht beantworten kann oder sogar Unwahrheiten erzählen (was beispielsweise hydrologische Gutachten, Fragen zur Bodenerosion oder Information zur Sperrung angeht.
Hier ein Beispiel für eine aktuelle Falschinformation, die insbesondere Menschen in Gimritz gerade hart trifft. Durch den Brückennneubau zwischen Beidersee und Gimritz ist die Haupt-Zufahrtsstraße zum Ort seit dem 20. 09. für mind. zwei Monate gesperrt. Die vorgesehende Umleitung über Görbitz ist sehr schlecht befahrbar; die Buslinie 330, die von vielen jungen Familien, jüngeren Zugezogenen ohne PKW und von älteren Menschen intensiv genutzt, fährt den Ort nicht mehr an. Laut Information der deges sollte es die ÖPNV-Anbindung durch die Buslinie 330 durch eine Ausnahmegenehmigung jedoch aufrecht erhalten werden. Auf nachfrage in der Bürgersprechstunde am 21.09. äußerte die deges, dass es Entscheidung der Verkehrsgesellschaft OBS war, die Genehmigung nicht zu erteilen.
OBS erklärt allerdings, dass die Begehung zwei Wochen vor der Sperrung gezeigt habe, dass die bereitgestellte Baustraße nicht für den Busverkehr tragbar ist („Mit Bauschmerzen konnten wir die Genehmigung für die zwei Schulbusse erteilen, alles andere wäre nicht vertretbar.“) Davon kann man sich vor Ort hinter Beidersee überzeugen, dass die Baustraße nur eine unregelmäßige Schotterpiste ist. Das geht so weit, dass die Baufahrzeuge selbst häufig die schlechte Umgehungsstraße über Görbitz nutzen; was viele Anwohner beobachten, aber die deges abstreitet. Hier entsteht eine erhebliche Gefährdung für normale PKW-Fahrer, da teils vor den LKW’s in den Graben fahren müssen. Wir haben es hier mit Straßenbauern zu tun, die nicht in der Lage sind, eine brauchbare Baustraße einzurichten und Bürger anlügen. Man sollte wissen, wohin das Geld geht, für das hier Dörfer und Lebensräume zerstört werden, ohne dass ein erkennbarer Nutzen für Halle und die Region entsteht.

Anonyme Absender*in
(wer Kontakt zu Zeitungen oder Magazinen hat, die darüber berichten würden, melde sich doch bitte bei uns)

Ich frage mich ernsthaft, was es möglich macht, dass ein Verkehrsministerium höhere Entscheidungsgewalt besitzt als ein Umweltamt. Für mich: Handlungsstränge einer sich selbst zerstörenden Kultur. Denn was soll daran fortschrittlich sein? Welchen Lebenswerten unterwerfen wir unser Leben damit? Wem dient das? Wie kommen wir in eine real erlebende Veränderung unserer Lebensweise? Wie ermöglichen wir eine regenerative Praxis/Kultur JETZT? 

Erste Ideen, Potenziale und Antworten wurden am 7.10. gemeinsam mit Sigrun Preissing bei Muster schöpfen für eine kollektive regenerative Praxis/Kultur erörtert

Danke an alle Beitragenden! Der Musterprozess geht in die nächste Runde und wird über den WandelSpace mit Wandel-Interessierten Menschen durchresoniert. Ein nächstes Treffen dazu kündigen wir über Instagram an. Schaut euch also gern auf unserer Homepage um und folgt uns bei Instagram, wenn ihr nichts mehr verpassen wollt 😉

Ebenso ist eine Gruppe im WandelSpace aktiv, sich über Regenerative Strukturen für Aktivisti aus Halle Gedanken zu machen. Habt ihr Lust dabei zu sein? Schriebt uns gern an zukunft@wandelspace.de und wir leiten euch weiter : )

Felice
für die LWdN

Impressionen aus der Projektgruppe Regenerative Strukturen für Aktivisti aus Halle und Muster schöpfen für eine kollektive regenerative Praxis/Kultur